Hair


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Politisch korrekte Unterhaltung

Dafür sind doch eigentlich alle: Liebe und Frieden. Und gegen das Sterben von Menschen in Kriegen. Wenn sich das wie im Musical "Hair" mit gefühlvollen Lieder, schönen Tanzeinlagen und ein wenig nachvollziehbarer Handlung verbinden lässt, ist für jeden Zuschauer wohl etwas dabei. Das Konzept geht, nachdem die Anfangsschwierigkeiten der ersten Aufführungen überwunden sind und die Technik mittlerweile ohne Probleme funktioniert, auch im Hamburger Schauspielhaus auf.

Regisseur David Gilmore hat sich in der Mannheimer Neu-Inszenierung von Produzent Wolfgang Bocksch, die in Berlin mit begeisterten Kritiken belohnt wurde, für eine sparsame, auf das Wesentliche konzentrierte Dekoration beschränkt. Neben einem brückenförmigen Baugerüst untermalt nur die kommentierende Projektion des Video-Künstlers Kosh die tänzerischen und musikalischen Leistungen der engagierten Darsteller. So kommen die abwechselungsreiche Choreographie, die interessante Anreicherung der altbekannten Songs mit Soul-, Jazz- und Rockelementen und die bunten Hippieklamotten plus den unvermeidlichen langen Mähnen gut zur Geltung. Die Bilder auf der bühnengroßen Leinwand lassen allerdings neben psychedelischen Motiven, Woodstock-Fotos und John-Lennon-Bildern auch schockierende Aufnahmen aus dem Kriegsgeschehen in Vietnam nicht aus. Einer bemühten Aktualisierung geht Gilmore aus dem Wege; bei ihm spielt das Musical in den gewohnten 68-zigern. Die Grundstruktur der Handlung lässt er durchschimmern und überfordert so das Publikum nicht mit großen Erwartungen an ihre Englischkenntnisse. Der langmähnige Claude bekommt seinen Einberufungsbefehl, muss sich wider Willen und Überzeugung von seiner Flower-Power-Zeit verabschieden und findet in Ausübung seiner "Vaterlandspflicht" auf der Bühne seinen Tod.

Hier sind Darsteller zu sehen, die nicht unbedingt Musical-Mainstream-Ware abliefern, die aber voll übersprudelnder Energie und mitreißendem Temperament singen und tanzen. Mit viel Können, Esprit und Ausstrahlung animieren sie am Ende der Premierenwoche auch das Hamburger Publikum zu begeistertem Applaus und Mitwippen im Parkett.

Birgit Schmalmack vom 13.7.03

Hamburger Abendblatt:

Mittwoch, 9. Juli 2003:

Beifall für das Musical "Hair

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Welt:

Donnerstag, 10. Juli 2003

Lange Haare sind kein Rebellensymbol mehr

Im Schauspielhaus hatte das Mannheimer Musical-Gastspiel "Hair" eine wenig berauschende Premiere

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