Der Chinese im Kinderbett


Kritiken von
mopo
Abendblatt

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Operette zur Orientierung

Hannah hat sich aufgemacht um etwas zu erreichen. Sie will in der großen Stadt mit ihrer jugendlichen Energie etwas gestalten. Sie hat Ideen, Energie und Kraft. Doch Hannover, eine Messestadt, begreift als wegweisend in Sachen Kapitalismus. So erteilen die Vertreter der Stadt Hannah ihre fälligen Lektionen. Sie darf als Messehostess, als Tänzerin und als Prostituierte arbeiten. Ganz Fachfrau in Sachen Marketing füllt sie auf diesem Markte sogar eine Lücke. Sie kreiert den mobilen Puff, ein fahrbares Bett. Am Ende muss die willige, patente junge Frau erkennen, dass sie sich zwar ganz schön weit verbogen hat, aber dennoch keine Gestaltungsspielräume geboten bekam. Sie geht zurück in ihrer Kleinstadt und träumt weiter davon, dass die Menschen fliegen können. Doch Marktwirtschaft ohne Ausbeutung scheint für den Menschen ebenso unmöglich wie das Fliegen aus eigener Kraft ohne Hilfsmittel.

Die aufklärerische Operette, die Schorsch Kamerun seinen Zuschauern angedeihen lässt, lebt von seiner glaubwürdigen Hauptdarstellerin. Zum Glück waren die meisten Aufrüttelungs-Beiträge der weiteren Mitstreiter von mit mehr Niveau versehen als der des Moderators. Wenn er an dem Image von Henry Maske mit seinem Lied "Fick dich!" zu kratzen versucht, erheitert das nur die harten Fans dieser besonderen Art von Humor. Die anderen können sich an den übrigen durchweg kompetenten und originellen Darstellern erfreuen. Neue Erkenntnisse und Hilfen zur Orientierung konnte der Abend zwar nicht vermitteln, aber eine Bestätigung dessen, was man eh schon wusste, schmissig auf knappe eineinhalb Stunden eingedampft.

Birgit Schmalmack vom 10.6.06