Deine Liebe ist der Ort, von dem ich herkomm


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Die Furcht vor der Mittelmäßigkeit

Uwe möchte am liebsten alles perfekt haben. "Einen Tag, an dem alles hundertprozentig glückt", ist sein Wunsch. An diesem Perfektionsanspruch ist bisher auch seine Suche nach dem idealen Wohnort, dem idealen Job und der idealen Partnerin gescheitert. Jetzt als ein Thirty-Something erinnert er sich an seine erste Liebe Birgit und kehrt in seine Heimatstadt zurück. Er möchte den Erfolg versprechendsten Faden seines Leben, den er in der Rückschau erkennen kann, wieder aufnehmen. Doch Birgit hat inzwischen ihr Leben ganz wunderbar ohne den immer noch suchenden Herumtreiber Uwe eingerichtet: Sie ist verheiratet und ihre Tage schnurren ohne Probleme dahin, "Am Abend habe ich alles erledigt und bin ganz zufrieden. Alltag eben", resümiert sie. Doch dass Uwe sich nach all den Jahren noch an sie erinnert, schmeichelt der Frau und so lässt sie sich auf eine Begegnung mit der Vergangenheit ein. Uwe wagt schon auf eine späte Fortsetzung zu hoffen.

In dem Zweierpersonen-Stück "Deine Liebe ist der Ort..." im Monsun-Theater begeben sich die beiden Darsteller Birgit Baltzer und Uwe Erichsen auf die Spurensuche des einstigen Paares. Nach der Geschichte des Regisseurs Matthias Stuhr erzählen sie in der kargen Kulisse mit den sechs Stühlen ihrer beider Geschichten: Mal aus der Distanz der dritten Person, mal in den Gedankeneinblendungen der Ich-Personen und mal im direkten Spiel der Beiden. Abwechselungsreich lassen sie tief in ihre Sehnsüchte blicken. Stuhr entlarvt geschickt die allzu bekannten Verdrängungsmechanismen, die die Furcht vor der Mittelmäßigkeit und Suche nach Ideallösungen allmählich zum alltäglichen Arrangement werden lassen.

Birgit Schmalmack vom 16.4.07