Susannah


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Enge Dorfgemeinschaft

Die schöne Susannah reizt die kleine Dorfgemeinschaft. Ohne Eltern nur mit ihrem Bruder ist sie aufgewachsen. Wirft sie nicht zu unbeschwert ihre langen Haare beim Squaredance, lacht sie nicht zu offen die Jungs an? Die saubere Gemeinde ahnt Böses. Als der Wanderprediger ins Dorf kommt, scheint es sich zu bewahrheiten. Auf der Suche nach einem Fluss zum Taufen der Bekehrten entdecken die Dorfältesten Susannah beim Baden. Nackt! Dass Littl Bart unter dem Druck seiner Eltern dann auch noch lügt, dass Susannah ihn verführt habe, so wie er sich heimlich stets wünschte, bestätigt die schlimmsten Ahnungen des Dorfes. Für den Prediger wiederum eine wunderbare Gelegenheit sich der schönen Susannah auf seine Art zu nähern. In ihrer Nähe erinnert er sich nämlich allzu schmerzlich daran, dass er ein sehr einsamer Mann ist und sich nach einer Frau sehnt. Einerseits will er also ihre Seele retten und andererseits sich selber eine Belohnung dafür abholen.

Regisseurin Hellreiter hat für ihre Diplominszenierung in der Musikhochschule zwei perfekte Hauptdarsteller gefunden. Rebekka Reister interpretiert die Susannah mit so viel unschuldigen Charme, dass ihr Schicksal berührt. Der Prediger Peter Veit zeigt eine Vielschichtigkeit, die in seiner Rolle nicht zu vermuten gewesen wäre. Zusammen mit dem hervorragenden bonbonsüßen Bühnenbild von Julia Bührle-Nowikowa wird diese Inszenierung an der Musikhochschule zu einem ganz großen Abend. Bonbonbunte kleine drehbare Häuschen charakterisieren die überzuckerte Äußerlichkeit und Beschaulichkeit der kleinen Puppenstübchen, in denen die Dorfbewohner leben. Ihre Weltsicht begrenzen die Berge, die der Bühnenhintergrund aufragen lässt. Dazwischen findet Hellreiter noch Platz für aussagekräftige Projektionen: Mal blitzt der romantische Sternenhimmel, dann badet die Schöne in den Fluten und zum Schluss fließt das Blut. Großes Orchester, großer Chor, große Besetzung, großes Bühnenbild, großes Musiktheater!

Birgit Schmalmack vom 9.1.08