Glasmenagerie - Ernst Deutsch Theater



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Die große Welle der Enttäuschung

Von der Veranda einer Südstaatenvilla ist nur die Plattform einer Feuertreppe übrig geblieben. Doch Amanda will die Hoffnung nicht aufgeben, dass ihr Leben noch einmal die große Wendung zum Besseren nehmen wird. Sie, die so hoffnungsvoll als junge Südstaatenschöne mit vielen aussichtsreichen Verehrern begann und sich dann leider in einen erfolglosen Charmeur und Blender verliebte, der sie alsbald mittellos mit zwei kleinen Kindern sitzen ließ.

Diese sollen nun ihre Lebensbilanz richten. Ihr Sohn Tom soll die ersehnte Karriere machen und die Tochter Laura soll den erfolgreichen Ehemann bekommen. Doch der begabte Sohn arbeitet als unterbezahlter Lagerist und die schüchterne Tochter hat ein steifes Bein und interessiert sich nur für ihre Glassammlung.

Die schmucklose Einraumwohnung ist von einem Drahtgeflecht vom Rest der bedrohlichen Welt abgetrennt. Hinter ihm droht eine Riesen-Welle alles zu verschlingen. Tom ist der einzige, der sich hinauswagt. Seine Unzufriedenheit muss er in exzessiven Nächten und Gedichten in der Toilettenpause versuchen zu kompensieren. Die Vorwürfe und Wünsche seiner Mutter halten ihn in dem Gefängnis der Erwartungen ebenso fest wie die Hilflosigkeit seiner Schwester.

Ein Verehrer muss her. Tom bittet seinen Arbeitskollegen Jim zum Essen. Ausgerechnet der Jim, in den seine Schwester auf der Highschool verliebt war. Zögerlich lässt sich die unsichere und gehemmte Laura auf eine zarte Annäherung ein. Als sie endlich ihren Schutzpanzer runtergelassen hat, erfährt sie, dass Jim kurz vor der Hochzeit mit seiner Freundin Betty steht.

Zum Schluss wird Tom gehen, genau wie der Vater, den es zuvor in die Ferne getrieben hat. Doch der Gedanke an seine zurückgebliebene Schwester wird ihn überall hin begleiten.

Yves Jansen hat eine solide, sensible Aufführung des tiefgründigen Textes von Tennessee Williams auf die Bühne des Ernst-Deutsch-Theaters gebracht. Mit Angelika Thomas hat er eine wunderbare kapriziöse Darstellerin für die Amanda gefunden. Felix Lohrengel ist ein warmherziger und patenter Sohn und Monika Wegener zeigt an Laura neben ihren zurückgezogenen auch die burschikosen Seiten, die sie nur im Schutzraum ihrer gewohnten Umgebung offenbaren kann.

Birgit Schmalmack vom 25.3.11