Kinski


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Gefangen im Medienzoo

Wie ein Tier im Zoo beobachten die Zuschauer Kinski. Er rast und wütet so, wie ihn das Publikum kennt und schätzt. Er opponiert gegen alles, was ihm verdächtig vorkommt. Er erkennt weise, dass er eben von allem zu viel hätte, um eingeordnet zu werden und noch erträglich zu sein. Zu viel Emotionalität, zu viel Sensibilität, zu viel Liebe, zu viel Hass, zu viel Kritikfähigkeit, zu viel Nachdenklichkeit, zu viel Wut, zu viel Schwäche. So macht er sich immer wieder zu angreifbaren Feind, um gleichzeitig von den "falschen" Leuten Applaus für seinen revolutionären Ansatz zu bekommen.

Doch die Gitter an den Rändern der Bühne sind offen. Kinski könnte jederzeit aussteigen. Doch seine Rolle scheint ihm zu gefallen. Schließlich verschafft sie neben der Unfreiheit viel Aufmerksamkeit.

Die Inszenierung aus dem Raketenclub in Köln von Stefan Krause greift Elemente aus Kinskis Kölner Bühnenprogramm von 1971 auf, dessen Dokumentaraufnahmen jüngst im Film "Jesus Christus der Erlöser" zu sehen waren. Hanno Dinger ist mit seinen schwarz umränderten Augen und weiß geschminkten Gesicht keine einfache Kopie des Originals. Er zeigt vielmehr einen Künstler, der sich selbst gefangen hat in seiner Selbstinszenierung und nun unter der Beschränkung leidet wie ein ausgestelltes Tier im Zoo.

Birgit Schmalmack vom 17.7.08