Eva Braun Medea


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Die Frauen hinter den Männern

Unterm Pelzjäckchen trägt Medea nur einen goldenen Catsuit. Auf Zehenspitzen stolziert sie herein. Den Kopf mit den schwarzen Haaren trägt hoch. Die Barbarin hat gewählt. Sie will den Griechen Jason haben. Sie verzichtet auf ihre Heimat, die den Siegern als kulturlos gilt, und erwählt den vermeintlichen Aufstieg.

Eine ähnliche Entscheidung gegen ihre Herkunft und Familie trifft Eva Braun. Sie will Frau Hitler werden, auch wenn ihre Angehörigen die Nase rümpfen und sie das "Flittchen des Führers" nennen. Doch sie wird einige Zentimeter größer, wenn sie ihn in der Wochenschau sieht und denkt: Das ist meiner!

Nun sitzt sie im Führerbunker und zittert. Immer wieder nimmt sie die Tabletten in die Hand. Doch sie zögert noch. Inzwischen hält sie sich lieber an den Rotwein. Schon viele Flaschen, die vom Mut antrinken zeugen, umgeben sie wie eine Wagenburg.

Regisseur Sebastian Klink hat die Geschichten der beiden Frauen zu einem Theaterabend zusammengefügt. Als Gastspiel aus Berlin war es im Kulturhaus 73 zu sehen. Die Schauspielerin Sesede Terzyian glänzte in beiden Rollen, auch wenn sie gegensätzlicher nicht angelegt sein könnten. Die fremdländische Medea ist ganz Herrschertochter, die sich durch die Heirat mit Jason noch weiter verbessern möchte. Sie strahlt Würde und Grazie, Verführungskunst und Selbstbewusstsein aus. Eva kommt dagegen ganz bodenständig in Trachtenbluse und -rock daher. Sie spricht im bayrischen Dialekt. Sie zitiert ständig den Führer und wird nur groß, wenn sie sich in seinem Glanze sonnen kann. Ein einteressante Annäherung an diese Frauenfiguren, die durch die beeindruckende Umsetzung von Terzyian überzeugte.

Birgit Schmalmack vom 22.7.08