Glaube Liebe Hoffnung



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Lebenskampf

Aus dem Pappkarton auf der Bühne schießen acht Boxerfäuste in die Höhe. Vier Frauen (Ann-Kathrin Doerig, Isabell Ege, Jannika Jira, Anna Nigulis) krabbeln heraus und erkunden in Kämpferstellung die Möglichkeiten der Bühne. Noch sind sie in ihrer weißen Unterwäsche alle gleich. Per Los werden die Lebenschancen verteilt: Die eine wird zur Arbeitslosen Elisabeth, die nächste zu Amtratsgattin, die dritte zur Präparatorin im Leichenschauhaus und die letzte zur Unternehmerin.

Die barfüßige Elisabeth mit ihrer grün-aufmüpfigen Strubbelperücke hat sich vorgenommen die Hoffnung nicht aufzugeben. Sie wird mit aller Kraft für ihr persönliches Lebensglück kämpfen. Doch sind ihre Ausgangsbedingungen denkbar ungünstig. Da sie ohne Gewerbeschein als Vertreterin unterwegs war, wurde sie zu einer Geldstrafe verurteilt. Nur hat sie bei der Dessous-Unternehmerin angeheuert und muss ihre offizielle Arbeitserlaubnis abarbeiten. Als sie einen Polizisten (Rune Jürgensen) kennen lernt, sieht sie eine Chance ihr Leben noch einmal in geordnete Bahnen zu lenken. Zwar ohne die von ihr so ersehnte Selbständigkeit, aber immerhin als Ehefrau eines Beamten in gesicherter Position. Doch sie verschweigt ihm ihre Bekanntschaft mit dem Gericht...

Regisseurin Karin Drechsel hat mit den Absolventen der Schauspielschule Frese ein unterhaltsames, satirisch angehauchtes Abstiegsdrama auf die Bühne der Fleetstreet gebracht. Jede der Frauen schlüpft im Laufe der Aufführung in die Rolle der Verliererin im Lebenskampf. Das Rollensspiel bietet die Möglichkeit zum Einfühlen in Elisabeths Position - nicht nur für die Schauspieler sondern auch für die Zuschauer. Aktueller als zurzeit könnte das Stück von Horvath kaum sein. Durch behutsame Aktualisierung des Textes wurde dieser Eindruck noch verstärkt. Akzentuierte, überdeutliche Personenzeichnung lieferte gute Vorlagen für die Absolventen ihr Können in den verschiedenen Rollen zu zeigen.

Birgit Schmalmack vom 5.6.09