Der Geschmack der Kirsche


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Plädoyer für das Leben

Ein junger Mann will seinem Leben ein Ende setzen. Er begibt sich in seinem Auto auf die Suche nach einem Menschen, der nach seinem Tod Erde auf sein Grab schaufeln wird. Nach dem gleichnamigen Film des iranischen Filmemachers Abbas Kiarostami hat Ingo Torben mit Haut- und Gesamtschülern aus Düsseldorf eine Bühnenarbeit erarbeitet, die den Stoff aus der Ebene der Erwachsenen im Iran auf die von Jugendlichen in Deutschland transformiert. Er behält dabei das Element Film bei, fügt ihm allerdings eine Live-Filmmusik bei, die die Aufführung zu einem bemerkenswerten Bühnenerlebnis werden lässt. Die karge Filmsprache, in der zwei Personen im Auto sitzen und sich über den Tod und das Leben in knappen Worten unterhalten, kontrastiert mit einer emotionsgeladenen Musiksprache. Joachim Brodin hat die Jugendlichen selbst Instrumente aus Schrott und Baumarktmaterial kreieren lassen und ihnen die Freiheit gegeben intuitiv gesteuerte Klänge mit dem selbst entwickelten Keyboard, Xylophon, Schlagzeug, Synthesizer und ihrer Stimme zu vertonen. Film und Musik zusammen zieht die Zuschauer in der K2 in ihren Bann. Sie sind fasziniert mit der großen Ernsthaftigkeit, mit der die multikultuerell geprägten Jugendlichen im Film und auf der Bühne sich dem schwierigen Thema nähern. Ein Plädoyer für das Leben auf eine sehr bezwingende Art!

Birgit Schmalmack vom 9.6.09