Teenager experience/Hell



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Punch!

Eine neue Kunstrichtung wurde kreiert: Punch. Brauchte man zuvor noch zwischenmenschliche Probleme um sich schlagen zu können, reicht jetzt der künstlerische Impetus. Die Jugendlichen auf der Bühne probieren die neue artifizielle Schlagtechnik gleich mit vollem Elan untereinander aus. Denn Künstler sind die jungen Leute zwischen 18 und 21 aus Barcelona alle. Unter der Regie des 18-jährigen Schauspielers und Regisseurs Nao Albert geben sie in der kleinen Einraumwohnungsretorte viele Kostproben aus dem Leben von Teenagern in der Jetztzeit. Da spielen die Eltern und deren Diskutierfreudigkeit nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist die Frage, ob man zurzeit eine Freundin vorweisen kann. Denn die sexuellen Bedürfnisse wollen schließlich befriedigt werden. Da ist mann sich gegenseitig auch mal behilflich bei der Auswahl des richtigen Schmusesongs um das Mädchen ins Bett zu bekommen. Zur Not geht dann sogar Backstreetboys, wenn sie ihren Zweck erfüllen. Das beweisen drei der Jungs indem sie einen gekonnten Playback-Auftritt hinlegen. Doch auch die Männlichkeitsrituale werden durchgespielt. Erst nachdem man sich der Mafia-Poker-Runde gegenseitig ins Jenseits befördert hat, ist das Spiel als absurd enttarnt. Auch das einzige Mädchen unter den Schauspielern hat einiges zum Thema Pubertät aus weiblicher Sicht zu erzählen. So mitreißend, witzig, selbstironisch und gut gelaunt, wie die Barceloner Truppe die Blut spritzenden Erkenntnistouren "Straighten con freighten" auf der Bühne servierten, erwiesen sie sich zu einem der bisherigen Highlight des Festivals Young Star.

In "Hell" erobern Vampire die Schule. Nun regiert statt der tödlichen Langweile einer Geschichtsstunde das Tod bringende Abenteuer. Die Künstlerin Sylvi Kretschmar gestaltete mit Gesamtschülern der Erich Kästner Schule in Farmsen-Berne eine gruselige, blutige Performance.

Birgit Schmalmack vom 18.6.09