Tracey



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Ich bin nicht schuld

Tracey hat es nicht leicht. Ihr Vater betrachtet Tracey und ihren Bruder Sunny als Unfälle. Ihre Mutter ist vor der Mattscheibe festgewachsen. Die depressive Tracey, die sich gerne in die Rolle der Frontfrau einer Band und in die Arme eines gewissen Billy Zero hineinträumt, besucht regelmäßig eine staatlich bezahlte Psychologin. Als ihr Bruder Sunny, der Spaß daran hat, sich wie ein Hund zu verhalten, nicht wieder auftaucht, geben die Eltern ihr die Schuld am Verschwinden ihres Bruders. Tracy beschließt, Sunny auf eigene Faust zu suchen und reißt von zu Hause aus…

Das Mehrsicht Theater aus Braunschweig hat nach dem Roman und dem Film "The Tracey fragments" eine intensive und vielschichtige Umsetzung für die Bühne auf dem Kaltstart-Festival gezeigt. Sie kommt mit einer Darstellerin, Jenny König, die die Tracey spielt, aus. Die anderen Personen tauchen nur als Videobilder in einem weißen Leinwandkasten auf. So bleiben sie statisch und für Tracey nicht erreichbar. Die Sequenzen auf der weißen Rückwand bebildern dagegen in Großformat ihre Träume, Gedanken und Sehnsüchte. Dass die Ton- und Bild-Techniker im Terrace Hill sichtbar über dem Geschehen thronen, liefert der Inszenierung einen makaberen Beigeschmack. Schließlich ist der Grund, dass Tracey ihren Bruder aus den Augen verlor, die Vergewaltigung durch Billy Zero.

Birgit Schmalmack vom 17.7.09