Das Gedächtnis des Wassers


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Familienaufstellungen

Wasser hat auch dann noch eine heilende Wirkung, wenn sein medizinischer Wirkstoff bis zur nicht mehr Nachweisbarkeit verdünnt worden ist. Wasser könnte also vielleicht eine Art Gedächtnis haben. Ihrer eigenen Erinnerung spüren die drei Schwestern Mary, Katherine und Theresa anlässlich des Todes ihrer Mutter nach. Auch letztere will bevor sie endgültig abtritt, noch ein Wörtchen mitreden. Jede von ihnen hat eine ganz eigene Geschichte aus ihrer Kindheit und ihrer Familiengeschichte in ihrem Gedächtnis abgespeichert. Katherine fühlte sich als jüngste immer zu kurz gekommen, missachtet und beansprucht auch heute mit kindlicher Trotzigkeit ihre entgangene Aufmerksamkeit. Mary war die erfolgreiche, kluge Vorzeigeschwester, deren Karriere sich alles unterzuordnen hatte. Theresa fiel die Rolle der braven, fürsorglichen Tochter zu, die sich auch um die Mutter im Alter zu kümmern hatte. Jede der Schwestern ist mit sich, der eigenen Entwicklung und der Beziehung zur Mutter noch lange nicht im Reinen. Da sie nie intensive Kommunikation in ihrer Familie gepflegt und eingeübt haben, endet jeder Klärungsversuch in der jetzigen angespannten Situation in einer Zankerei. Während die Männer von Theresa und Katherine durch Abwesenheit glänzen, ist Marys verheirateter Geliebter zur Beerdigung angereist. So gibt es also ein männliches Wesen in dem Gerangel der Frauen, das mal zum Richter, mal zum Flirtobjekt, mal zum Schlichter werden muss.

Wortkräftiges Kommunikationstheater, spannende Dialoge mit viel emotionalem Zündstoff und gut besetzte Schauspieler der freien Schauspielschule Hamburg sorgten unter der Regie von Inka Neubert im Monsuntheater für einen interessanten Theaterabend.

Birgit Schmalmack vom 12.11.09