Versuchung


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Selbstbestimmtes Leben

Aixa hat einen Traum: Sie will ein selbst bestimmtes Leben führen. Doch sie ist die Tochter eines marokkanischen Vaters, der ihre Heirat ohne ihr Wissen bereits vor Jahren arrangiert hat. So flieht sie nach Europa, nach Spanien. Dort hat sie Glück: Die schöne Frau trifft auf den vermögenden Guillem, der sich in sie verliebt. Er will sie heiraten. Aixa glaubt sich am Ziel ihrer Wünsche. Plötzlich taucht ihr Vater auf. Sie nimmt bei einem Unfall seinen Tod billigend in Kauf, um ihre vermeintliche Freiheit nicht zu gefährden. Dass diese nur ein Trugbild war und Guillem sie vor Eifersucht blind als Prostituierte verkaufen will, erkennt sie viel zu spät.

Das Stück "Versuchung" von Carles Batile ist schonungsloser Text. Er hinterfragt alle lieb gewonnenen Klischees. Aixa hat ihre Wunschvorstellungen nur in Guillem hineinprojiziert. Der junge Mann, der sein mit Schlepperdiensten und Arbeitvermittlung von Asylanten verdient, ist nicht der gute Mensch, für den sie ihn hält. Doch auch Aixa ist nicht reine Unschuld. Sie hegt ebenso rassistische Ansichten über Neger in ihrem Heimatland wie Guillem über Araber.

Nicht scheint in dem spannenden Drama sicher. Von einer Szene zur nächsten muss sich der Zuschauer auf neue Sichtweisen einlassen. Die drei Schauspieler auf der Bühne des Theater N.N.s sind hervorragend besetzt. Besonders Leili Novi Tazari ist eine echte Entdeckung. Sie spielte ihre größtenteils monologischen Textparts beeindruckend intensiv. Regisseur Dieter Seidel hat sehr geschickt Filmeinspielungen, Bühnenbild und Musik eingesetzt und so die Wirkung des überaus spannungsgeladenen Textes bestens unterstützt.

Birgit Schmalmack vom 2.12.09