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Hoffnungsvolles Beerdigungsritual auf dem Moritzpl


Zora Snake ist wieder da. Der Tänzer aus Kamerun ist wieder in Berlin. Snake hing in Belgien fest, er durfte nicht in sein Heimatland Kamerun reisen. Erst nach mehreren Monate darf er wieder reisen und auch nach Berlin zurückkehren.
Doch statt einen Freudentanz aufzuführen, hat er zu einem Beerdigungsritual geladen. Er erinnert an die Einigungskriege, die Bismarck geführt hatte und die 1864 zur Ausrufung des Deutschen Reiches führten. Doch diese Vereinigung ist gekappt. Die Grenzen sind zu. Die Menschen dürfen sich nicht mehr begegnen.

Zuckungen laufen zur düsteren Rockmusik durch seinen Körper. Seine Geliebte Berline bahrt er vor sich in einer Schiebkarre auf. Sie ist zu einem Skelett abgemagert. Merkel ist sein Engel aber auch sein Cretin. Er ist an sie gebunden, von ihr abhängig. Öffnet die Kanzlerin die Grenzen oder macht sie sie zu? Die eine Seite seines Körpers ist mit weißer, die andere Seite mit schwarzer Farbe bemalt. So zwischen den Fronten bewegt der Künstler sich. Doch nicht nur die Freizügigkeit, die Möglichkeit zum Austausch und zur Begegnung bot, trägt er hier zu Grabe sondern auch die Natur. Ein kleines Bäumchen steht zwischen den Beinen des Berline-Skeletts in der Schiebkarre. Nachdem Snake sich eine mit Blumen geschmückte Weste übergestreift hat, fordert er die Zuschauer*innen auf, mit ihm auf den Moritzplatz zu prozessieren. Im gemeinsamen Rhythmus bewegt sich nun die Gruppe vom Innenhof des TAK auf den Moritzplatz zu. Polizisten stehen bereit und halten den Verkehr an, bis alle inmitten des Kreisverkehrs angekommen sind. Hier findet das Beerdigungsritual seine Vollendung. Snake hält das Skelett und das Bäumchen in alle Himmelsrichtungen und übergibt sie einem der Zuschauer*innen. Dann entschwindet er Richtung Theater.

Eine kleine, aber eindrucksvolle Zeremonie im öffentlichen Raum fand hier statt. Zora Snake versucht mit seiner Performance die Verbindung der Kulturen aufzugreifen, die abgebrochen schien. Ein hoffnungsvolles Zeichen für die Wieder-Anfänge der Öffnung.
Birgit Schmalmack vom 15.7.20