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La Calisto

Das Karussell der Liebe und Leidenschaften
Mitten auf der Bühne steht ein Karussell. Inmitten seines Runds hat das Orchester (Leitung: Alexander Soddy) Platz genommen. Blitzschnell werden die Personen auf dem Karussell ein- und wieder herausgedreht. Doch der erste Auftritt dreier Damen vollzieht sich anders: Drei Nymphen mit langen blonden verfilzten Haarschöpfen winden sich über den Rand der Spielebene vor den Zuschauerreihen und verkünden, dass das Leben ein immerwährendes Spiel der Natur, der Schönheit und des Schicksals sei. In letzterem mischen die Götter kräftig mit. Und auch diese lassen, wie zu sehen sein wird, von den ersteren Komponenten beeinflussen.
Merkur (Dominik Köninger) und Jupiter (Frederick Jackson) statten der Erde einen Besuch ab. Dabei entdeckt Jupiter die schöne Nymphin Calisto und ist von ihr hingerissen. Da diese jedoch der Göttin Diana Treue und Keuschheit geschworen hat, hat er bei der Schönen keine Chance. Merkur rät ihm zu einer List: Er soll sich als Diana ausgeben. Was Jupiter sogleich in einer Tonlage höher mit Erfolg probiert.
Dies ist das erste Paar in dem Liebesreigen, den die Oper „La Calisto“ von Cavalli anrichtet. Es folgen etliche weitere: das siamesische Zwillingspaar (Jun-Sang Han, Hee-Saup Yoon), von dem sich der eine in (die echte) Diana (Ann-Beth Solvang) verliebt und somit dem kühlen, maskenhaften Endimione (Michal Wajda-Chlopicki) um Dianas Liebesgunst Konkurrenz macht. Jupiters Frau (Trine Lund) taucht im Denver-Clan-Look auf und legt eine filmreife Eifersuchtsszene hin. Die Zofe Linfea (Ladislav Elgr) hat Notstand: Sie (oder er) braucht dringend einen Mann. Da bietet sich sogleich selbstlos der kleine, windige Satyr (Ingrid Froseth) an.
Regisseurin Aldona Farrugia arrangiert den zeitlosen Stoff zu einem vergnüglichen Ringelreihen, der es schafft, genügend Platz für zahlreiche ironische Anmerkungen zu den Liebesleiden zu finden und sie dennoch ernst zu nehmen. Das liegt nicht zuletzt an der ausdrucks- und sangesstarken Christiane Karg, die die Figur der Calisto brillant verkörpert.
Birgit Schmalmack vom 8.7.08