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in progress, TanzFaktur Köln

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Die Unsicherheiten des menschlichen Daseins

Zuerst sieht alles nach klaren abgegrenzten Rollenverhältnissen aus: Sie (Carla Alexandra Cardoso Jordão) trottet hinter ihm hinterher. Doch bald zeigen sich erste Brüche. Zuerst versucht sie ihn nur durch Anschmiegen zu manipulieren, doch dann wird ihr Dirigieren seiner Handlungen immer rigoroser. Sie schubst ihn auf einen Dreh-Teller und macht ihn zu einem passiven Spielball ihrer Intentionen. Natürlich bleibt die Choreographie auch hierbei nicht stehen: Er wird versuchen das Zepter in die Hand zu nehmen, doch sie tritt in den passiven Widerstand. Sie macht sich völlig steif und scheint so zu seiner Puppe geworden zu sein. Doch was soll er mit einer Puppe anfangen? Das Auf und Ab von Beziehungsstrukturen zeigt eindrucksvoll diese erste Arbeit des Abend der Residenten der diesjährigen Sommerakademie.
Auch die zweite von Kai Strathmann & Chun Zhang handelt von gemeinsamen Erarbeitungsprozesses. "Ich würde so gerne sicher sein, dass wir die richtigen Schritte für unsere Aufführungen wählen", bittet sie immer wieder. Wie für eine Bergsteigertour haben sie sich mit Wanderstiefeln, Thermoskannen und Notizzetteln ausgestattet. Zum Schluss ziehen sie die Warnwesten über: Sicherheit ist alles, auch für den kreativen Prozess, dessen Chaos wohl nur durch hartes Üben und schweißtreibendes Training in den Griff zu bekommen ist, oder?
Um den Perspektivwechsel in der Wahrnehmung geht es auch Katharina Majster. Zusammen mit Marcel Kann haben sie sich als Kunstfiguren in die reale Welt begeben. Sie fühlen sich in ihrer theatralischen Verkleidung in den niederländischen Ostseestrand, das belgische Geisterdorf und den heimischen Wald ein und versuchen so in eine neue Wahrnehmungsebene vorzudringen.
Nach der Pause war die tschechische Gruppe Menschina dran. In einer von Facebook-Nachrichten dominierten Welt versuchen sich die vier jungen Performer zu positionieren. Doch wie? Selbstdarstellung scheint ein Mittel der Gegenwehr zu sein. Verlieren in den Welten des exzessiven Tanzes ein weiteres oder der Rückzug in seinen eigenen Kokon und dort eine leckere Kartoffelsuppe kochen, die an heimelige Stunden erinnert, noch eines. Doch spätestens die Stimme Donald Trumps reißt einem die Decke vom Kopf und zwingt einen der Realität ins Auge zu sehen. Der Rückzug ins Private sieht heute zwar anders aus als zur Zeiten des Biedermeier, aber er führt ebenfalls dazu, sich aus der Verantwortung zu stehlen.
Diese jungen Nachwuchschoreographen wagen sich an politische Themen heran, ob nun im Rollendiskurs, im Perspektivwechsel, bei der Konfrontation mit den Unsicherheiten oder den Aufruf zur größeren politischer Verantwortung. So war für einen spannenden Abend in der Tanzfaktur gesorgt.
Birgit Schmalmack vom 29.7.16




 

TanzFaktur in Köln

Porgy and Bess, Staatsoper
Zero, Freiraum Köln

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