Aller Anfang ist schwer

Gaia googelt nicht, DT Foto: Arno Declair



Mit dem A beginnt es. "A..A… Aha….Ähm…" schallt es zu Beginn über den Innenhof des Deutschen Theaters. Denn dieser Buchstabe steht nicht nur am Anfang des Alphabets sondern ist auch der erste Buchstabe des Wortes selbst und somit der perfekte Start für ein Stück, in dem es um den Beginn der Welt gehen soll. Und damit um den Beginn allen Seins. Womit begann alles? Mit dem Nichts, der Nacht ,dem Licht oder dem Wasser? Keiner der Leute, die hier in bunten Overalls über den Hof laufen, weiß es so genau. Die Spekulationen gehen schon in die vierte Version, da spricht Gaia (Maren Eggert) ein Machtwort. Schließlich ist sie hier die Chefin. Nein, sie ist noch mehr. Sie ist die Schöpferin, die Gebärende, die Erschafferin. Leider versagt auch ihr Gedächtnis.
Der allseits bekannte Gott der Schöpfung hat sich nichts gefragt. Er war ein Macher. Schon am siebten Tag war er fertig und konnte sich ausruhen. Bei der Schöpfergöttin Gaia stehen dagegen ihre Fragehaltung und des Bewussten vom eigenen Nichtwissen der schnellen Abarbeitung im Wege. Warum hat sich alles so entwickelt? Was wäre, wenn die Welt anders entstanden wäre? Wenn eine Frau die Schöpferin gewesen wäre? Das immerwährende Reden, diskutieren und Austauschen mit ihren Gefährtinnen kostet Zeit. Gaia steht zu ihren Unzulänglichkeiten. Ihre Erschaffungen seien reiner Zufall gewesen. So entsteht auch eher durch ein Missgeschick das zweite Geschlecht. Ab da ist die Welt getrennt in Er und Sie.
Nele Stückers Text untersucht mit Hilfe von 30 Figuren, die dem Universum und der griechischen Mythologie entnommen sind, den Schöpfungsprozess. Die Regisseurin Sarah Kurze dreht den rede-, um nicht zu sagen laberfreudigen Text konsequent noch ein paar Umdrehungen weiter in Richtung Komödie. Mit dem Ensemble ironisiert sie den Text so virtuos, dass die philosophische Spielerei zu einer schauspielerischen wird. Mit bewundernswerter Leichtigkeit halten sie die Balance zwischen Veralberung und Hinterfragung und behaupten nie mehr zu sein, als sie sind: Spielende. Mit Worten, mit Gedanken, mit Überlegungen, mit Figuren, mit Stimmungen, mit Witzen.
Birgit Schmalmack vom 21.6.21