Staubfreier Krimiklassiker

The Hound of the Baskervilles English Theatre Hamburg

Ein wildes Tier treibt im unheimlichen Dartmoor sein Unwesen. Alle Baskerville-Erben werden einer nach dem anderen getötet. Klar: ein Fall für Meisterdetektiv Sherlock Holmes und seinen Assistenten Dr. Watson.
Doch kann dieser altbekannte und etwas angestaubte Stoff "The Hound oft the Baskervilles" von Sir Arthur Conan Doyle heute noch interessant genug für eine Theateraufführung sein? Ja, er kann, wenn man ihn so wenig ernsthaft wie die Autoren Steven Canny und John Nicholson nimmt, die sich den als Fortsetzungsroman veröffentlichten Stoff vorknöpften und daraus eine tiefschwarze Krimi-Komödie mit reichlich Comedypotential machten.
Am English Theatre wird „Der Hund von Baskerville“ nun zu einem großen Spaß, der von der Spielfreude seiner nur drei Schauspieler:innen (Katherine Rodden, Charlie Tripp und Benjamin Press) lebt.
Allzu schauerliche Momente führen dazu, dass die Darsteller:innen aus ihrer Rolle heraustreten und sich selbst über ihre eigene Angst lustig machen. Kritische Tweets, die nach der Pause verlesen werden, dazu, dass die erste Hälfte in einer Fast-Motion-Version noch einmal wiederholt wird. Natürlich darf heutzutage auch eine Triggerwarnung nicht fehlen: Wer im Zuschauerraum sensibel auf Darstellung von Gewalt und Mord reagieren würde, solle besser gehen, warnen die Drei gleich zu Beginn. Doch die Gefahr besteht zum Glück nicht und so bleiben alle Zuschauer:innen sitzen.
Auf die Rückwand projizierte Bilder stehen für die verschiedenen Spielorte des Dramas und die sparsamen Requisiten werden schnell davor geschoben. Im fliegenden Wechsel verwandeln sich die drei Schauspieler:innen in die 18 Personen des Stückes. Ganz im Stile der jetzigen Zeit auch gerne über die Gendergrenzen hinweg. So wird Katherine Rodden zu Sir Henry Baskerville, dem aktuell nach dem Leben getrachtet wird, und Charlie Tripp verkörpert alle Frauenrollen des Stückes. Seine Größe und sein dunkler Bart erhöhen dabei die Lacherfrequenz. So hält sich das Gruseln in Grenzen, der Spaßfaktor wird aber bis zum Anschlag in die Höhe geschraubt. Denn die Drei auf der Bühne sind Meister:innen ihres Verwandlungsfaches. Regisseur Paul Glaser schafft es, jedes Staubkörnchen vom Krimiklassiker zu entfernen und eine witzig-ironische Parodie dieses Genres auf die Bühne des English Theatres zu bringen.
Birgit Schmalmack vom 27.12.23