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Renku

zur Kritik von

abendblatt 
 
 


Renku

Ein Kaleidoskop des Lebens

Renku ist eine japanische Gedichtform, in der Gedankenketten von einem Satz zum nächsten weitergesponnen werden. Die beiden Choreographen Orkan Damm und Yuka Oishi benutzen diese Anregungsplattform für ihre gemeinsame Arbeit „Renku“. Sie brauchten keine durchgehende Handlung, um Geschichten zu erzählen. Ein großes Kaleidoskop des Lebens in seiner ganzen Vielfalt, in seinem Werden und Vergehen entspannt sich auf der Bühne.
Das Farbkonzept ist streng in rot, weiß und schwarz gegliedert. Die fulminanten Kostüme des Designers Michael Court sind Teil des Gesamtkunstwerkes, das hier in der Staatsoper entsteht. Die rasanten Veränderungen in den Tanzkonstellationen spiegeln sich in den Variationen auf der Bühne wieder. Ständig ändert sich die Stimmung durch geschickte Lichtregie. Düsterkeit folgt auf Heiterkeit, Liebe auf Tod, Zusammenhalt auf Angst und Sehnsucht auf Beklemmung. In jedem musikalisch anders stimmungsdefinierten Abschnitt wird ein neues Bild erfunden. Dafür lassen die Choreographen „Der Tod und das Mädchen“ von Franz Schubert und in der Interpretation von Gustav Mahler, Sonaten von Alfred Schnittke und ein Violinkonzert von Philipp Glass gekonnt ineinander fließen. Alte Bildelemente tauchen wie gute Bekannte wieder auf und verschwinden wieder. Nebelschwaden verwirren die Sinne.
Die rote zarte Frau (Silvia Azzoni) zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend. Ihr schwarzes Gegenüber (Lloyd Riggins) zieht sie unheilvoller weise gleich von Beginn an in seinen Bann und lässt sie immer wieder seine Härte spüren. Die schwarze Frau (Helene Bouchet) dagegen erscheint durchsetzungsfähiger. Sie lässt sich nicht zum hilflosen Opfer degradieren.
Nach der Pause steht der Mensch im Zusammenspiel mit der Natur im Fokus. Tänzer werden zu Vogelschwärmen, die sich angreifen, aufpicken umkreisen. Menschen in ihrer natürlichen Nacktheit (in hautfarbenen Suits) versuchen sich Nähe und Schutz zu geben, wenn sie in Gruppen zu einem Ganzen verschmelzen.
Damm und Oishi scheinen mit Bildern, Geschichten und Ideen nicht geizen zu müssen. Sie können mit dem Überfluss spielen. So jagt ein Einfall, ein Gedanke, ein Bewegungsmuster, eine Stimmung wie in einem Bilderrausch auf der Bühne vorbei. Der Zuschauer wird hingezogen in den Sog ihres Ideenreichtums. Immer neue Fantasiefelder werden aufgetan. Damm und Oishi sprechen sehr unterschiedliche Ballettsprachen. Dem einen ist die Schönheit der ausgewogenen Bewegung sehr wichtig, während die andere ganz nach ihrem Gefühl die Körper sprechen lässt. Beide Sprachen ergänzen sich perfekt zu einen wunderbaren Abend, der das ganze Leben bebildern könnte. Wer dieses Ballett gesehen hat, weiß wieder wozu diese Form dienen kann. Eine hohe Kunst, die anregt, die anstrengt, die fasziniert und die nachdenklich macht.
Birgit Schmalmack vom 1.7.12



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