K(no)w Black Heroes, Thalia in der Gaußstraße

K(no)w Black Heroes, Thalia in der Gaußstraße
Foto: Isabel Machado Rios
Schwarze Löcher
https://www.die-deutsche-buehne.de/kritiken/weltflucht-fuer-mehr-sichtbarkeit/
https://taz.de/Performance-in-Hannover/!5912639/
Schwarze Löcher
Warum fällt allen zum Thema Glühbirne sofort der Name Thomas Alpha Edison ein, aber nicht der von Lewis Howard Latimer? Akos (Precious Wiesner) und Essinam (Florence Adjidome) haben die Antwort: Edison war weiß und Latimer war schwarz. Dabei hat Latimer die Produktion der Glühbirne erst durch sein Patent entscheidend verbessert. Dem muss dringend Abhilfe geschaffen werden. Für die Erde haben die Beiden allerdings die Hoffnung aufgegeben. Zu vorgeprägt sind die Menschen hier. Also hat Akos sich kurzerhand (ganz Black Hero Woman) ein Raumschiff gebaut und startet zusammen mit ihrer Mitreisenden Essinam ins Weltall. Als Ziel hat sie Kepler 160 ausgesucht, schlappe 38 Menschenleben an Fahrtstrecke entfernt, doch nicht mit ihrem Super-Raumschiff, mit dem sie schon nach 48 Stunden da sein werden.
Doch auch diese Reisezeit will vertrieben sein. Gut also, dass die beiden Frauen so viel Spaß miteinander haben. Gut auch für die Zuschauenden. Im Minutentakt scheinen die Beiden auf neue Ideen zu kommen. Lust auf ´n Spiel? fragt da eine die andere und schon geht es los. Da packen sie ihren Koffer und nehmen eine Schwarze Erfindung nach der nächsten mit. Da machen sie ein Quiz mit Fragen wie: „Wie viele weiße Freund hast du?“ oder „Wann hast du zum letzten Mal das N-Wort benutzt?“ Nie sitzen sie lange in ihren Cockpitsesseln, schon springen sie wieder zu einem kleinen Tanz, einer Fitnessübung oder einem Abklatschspiel auf. Zwischendurch können sie aber auch ernst werden. Dann folgt ein kleiner Vortrag z.B. über die Konstruktion von Rasse, die Folgen von Kolonialismus und wie beides miteinander zusammenhängt. Schließlich verlassen sie nicht aus Spaß und Abenteuerlust den Planeten Erde. Plötzlich fragt sich Essinam besorgt, ob sie dann nicht selbst auf dem neuen Planeten zu Kolonisatorinnen werden könnten. Nein, beruhigt sie Akos, sie würden diese Fehler nicht wiederholen.
Diese Performance, die von Regisseurin und Autorin Mable Preach für Menschen ab 12 Jahren am Staatsschauspiel Hannover konzipiert worden und nun auch in Hamburg zu sehen ist, ist eine Collage aus vielen kleinen Ideenschnipseln, die sich locker aneinanderreihen. Stilistisch reicht das von Frotzeleien in einem Slang aus Deutsch und Englisch, kleinen Erzählungen, historischen Einschüben, witzigen Spielchen, gesungenen oder getanzten Showeinlagen bis hin zu theoretischen Texten, die mal auf Deutsch und mal auf Englisch vorgetragen werden.
Diese Arbeit ist klar dem Empowerment der Black Community gewidmet. Sie gipfelt in der letzten Szene, in der die beiden Frauen in Dauerschleife beteuern, dass sie weder auf ihr Deutschsein noch auf ihr Afrikanischsein verzichten werden, egal was die Umwelt davon hält. Die Botschaft kam auch im Hamburger Premierenpublikum sehr gut an: Standing Ovations und jubelnder Applaus beendete den gut einstündigen Abend.
Birgit Schmalmack vom 10.10.25
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