Wie im Himmel, Ohnsorg Theater

Wie im Himmel, Ohnsorg
Oliver Fantitsch
Musik befreit
Der Stardirigent (Flavio Kiener) hat sich nach einem Burnout in sein Heimatdorf zurückgezogen. Ruhe und Einsamkeit sucht er. Doch da spielen die Dorfbewohner in der norddeutschen Einöde nicht mit. Die eine kommt mit einem Bike zum Spezialpreis vorbei, der andere bietet seine Reparaturdienste an, der nächste lädt zum Abendessen im Pfarrhaus ein und die letzte bittet ihn zur Kirchenchorprobe. Zurückgezogenheit scheint hier nicht möglich zu sein. So fügt er sich dem Willen der Dorfgemeinschaft. Er, der stets die Erfüllung, Schönheit und das Glück ausschließlich in der Musik gesucht hat, muss sich plötzlich mit den Beziehungen zu Menschen auseinandersetzten. Zu seinem Erstaunen erkennt er, dass ihm genau dies sein Leben lang gefehlt hat. So wie der Kirchenchor sich auf seine musikalischen Chorleiterexperimente einlässt, so lässt er sich auf die angebotenen Beziehungserfahrungen ein. Liebe und Musik finden zusammen und lassen sowohl den Musiker wie die Dorfbewohner reifen.
Regisseur Harald Weiler nutzt die Film- und Romanvorlage für seine Inszenierung am Ohnsorg Theater für einen nachdenklichen Wohlfühlabend mit Musik und Botschaft. Er schneidet die Szenen geschickt und unaufwendig auf offener Bühne ineinander. Auf der Drehbühne wird die nebelige norddeutsche Landstraße zum holzgetäfelten Gemeindesaal. Weiler gelingt es, die Vorlage völlig kitschfrei auf die Bühne zu bringen, trotz all der vielen Happy-Endings, die die Musik hier den Menschen beschert. Die authentischen und sympathischen Darsteller, die auch noch hervorragend singen können, machen den Abend überaus sehenswert und bescheren den einen oder anderen Gänsehautmoment im Ohnsorg Theater.
Birgit Schmalmack vom 8.9. 25
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