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Innere Sicherheit

 

 Das Leben der 15-jährigen Jeanne ist von der Vergangenheit ihrer Eltern geprägt. Die Familie lebt im Untergrund, jeder Fremde ist eine potentielle Gefahr. Daher war das Mädchen nie in der Schule, hatte niemals längere Freundschaften. An einem Strand in Portugal lernt Jeanne den Surfer Heinrich aus Deutschland kennen. Kurz danach muss die Familie, nach dem Verlust von Geld und Reisepässen, nach Deutschland zurückkehren. Dort treffen sich Jeanne und Heinrich zuerst zufällig, dann heimlich wieder. Die Familie braucht dringend Geld. Schließlich überfallen Hans, und Clara eine Bank. Dabei tötet Clara einen Mann. Die letzte Nacht vor ihrer geplanten Flucht nach Brasilien verbringt Jeanne mit Heinrich, dem sie die ganze Geschichte erzählt. Er verständigt daraufhin die Polizei.
Mit filmartigen Schnitten erzählt Regisseur Frank Abt den Filmstoff von Christian Petzold. Durch gekonnte Vor- und Rückblenden erzeugt er scheinbar spielend leicht eine Spannung, die bis zum überraschenden Ende in ihren Bann zieht. Dazu tragen die vier wunderbaren Schauspieler, die mit wenigen Worten auf dem Spielraum mitten zwischen den Zuschauern im Nachtasyl agieren, entscheidend bei. Glaubwürdig in jedem Moment ermöglichen sie es dem Zuschauer sich in jeden von ihnen einzufühlen.
Jeannes Hin- und Hergerissensein zwischen ihrer engen Beziehung zu ihren Eltern und ihrer noch frischen Liebe zu Heinrich, zwischen ihren bisherigen Bindungen und ihrem Wunsch nach einem eigenen Leben zeigt Olivia Gräser in differenziertem Spiel. Doch auch die Zwangslage ihrer Eltern wird durch Sandra Flubachers und Markus Grafs Darstellung deutlich: Einerseits wünschen sie sich für ihre Tochter Selbständigkeit und Freiheit und andererseits müssen sie ihr sehr enge Grenzen setzen. Ihre Vergangenheit engt auch die Bewegungsfreiheit ihrer Tochter ein. Thorsten Hierse als Heinrich zerschlägt in jugendlichem Wagemut und Leidenschaft die elterlichen Bande wirkungsvoll. Während er mit Jeanne flieht, hetzt er die Polizei auf ihre Eltern. Eine berührende Umsetzung des Filmstoffs für die Theaterbühne!
Birgit Schmalmack vom 18.8.09