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Baal
von Bertolt Brecht
Theaterakademie »Aleksander Zelwerowicz« Warschau, Regie

Fleischerhaken auf der linken, eine rudimentäre Harfe auf der rechten Seite und in der Mitte ein massiver, langer Holztisch. Ein Lichtkegel fällt auf Baal, der auf dem Tisch liegt hat und in den Mond blickt. Wie dieser Mann seine Ansichten zum Mittelpunkt seiner Umgebung zu machen versteht, untersucht die Inszenierung von Joanna Grabowiecka von der Theaterakademie in Warschau. Er manipuliert mit seinem Witz, Charme, Unbedingtheit und Lebensgier die Menschen, die ihm begegnen. Ob es nun die gut betuchte Ehefrau Emmi, die er sich als seine Geliebte hält, oder Johannes, dem er mit seinem dichterischen Talent als unerreichbares Vorbild erscheint oder dessen unschuldige Freundin Johanna, die er hemmungslos verführt, sind: Der Faszination dieses Machos erliegen sie alle. Die Regisseurin legt mit sicherer Hand mit den hervorragenden Darstellern die Beziehungsgeflechte bloß. Durch die Kürzung auf werkstatt-taugliche 60 Minuten kam das einsame Ende des Lebenskünstlers etwas überraschend, aber schmälerte die Anerkennung für ihre durchdachte und solide Regieleistung nur unwesentlich.

»Baal« ist der Titel und die Hauptfigur von Brechts Jugendwerk. Unaufhörlich versucht er, das Leben zu zähmen und es zur Kunst zu machen. Dabei bewegt er sich stets an der Grenze zwischen Gut und Böse. Wie hoch wird der Preis seiner künstlerischen Freiheit sein? Wo verläuft die ästhetische Grenze, hinter der die Kunst zu einer Reihe von aufeinander folgenden Akten von Verbrechen und Vergewaltigung wird? Was macht die Menschen grausam? Das Drama könnte mit Erfolg als »die schwarze Bibel« eines jeden jungen Künstlers fungieren. Als literarischer Beitrag zum Verständnis der Psyche und Wahrnehmung eines Künstlers ist es nicht zu unterschätzen.





also mich interessiert mein sexualleben mehr als d

Studierendenprojekt von Christopher Kriese und Miriam Walther
Hochschule der Künste Zürich

Text / Regie Christopher Kriese
Regie / Tanz Miriam Walther
Es spielen: Timo Fakhravar, Kaspar Locher, Yanna Rüger, Miriam Joya Strübel, Miriam Walther

Studierendenprojekt des 1. & 2. Studienjahrs 2009/2010
Spieldauer: 45 Minuten





Ich will die Welt verbessern, wenn ich nur wüsste wie? Ich bin schon überfordert ein politisch korrektes Produkt im Supermarkt auszuwählen, aber würde so gerne als Entwicklungshelfer arme schwarze Kinder von ihrem Schicksal als Kindersoldaten bewahren. Kann ich vor lauter Selbstumkreisung und Selbstbemitleidung überhaupt noch ein guter Mensch sein? Wäre die Welt besser dran, wenn ich einen coolen wirkungsvollen Abgang als Selbstmörder hinlegen würde? Kann ich erst etwas Wahrhaftiges fühlen, wenn ich mir die Arme aufritze? Warum bin ich nicht glücklich? Warum beneide ich Jugendliche in brasilianischen Slums, die nie wissen ob sie den morgigen Tag überleben werden? Das sind die Fragen, die vier jungen Schauspieler dem Publikum bei „Arbeitslicht“ entgegen schreien, vor der schwarzen Videoleinwand, auf der auch Robbie Williams seinen Träumen nachhängen darf. Ganz auf die Kraft des Wortes setzen Autor und Regisseure Christopher Kriese und Miriam Walther in ihrem Studierendenprojekt der Hochschule Zürich und trafen damit genau den Geschmack des Publikums.

Zum Stück

Ein kratzen durch das juckende bewusstsein eines sexuell frustrierten politisch orientierungslosen jungen menschen ein stolpern durch sprachschluchten ein zucken durch körperlichkeiten ein krampfhaftes tanzen zwischen hoffnungslosigkeit und mitteilungswut – ich will ein monster sein ein steppenwolf der rumirrt durch die nacht und dem sein schmerz erzählt dass er noch ist der fluchen kann über ein nicht rankommen an etwas das er nicht beschreiben kann und der sich einbildet dass er noch etwas sagen könnte das von bedeutung ist für jemanden für die gesellschaft was ist denn das von bedeutung was gibt es denn noch zu erzählen

Die Zofen

von Jean Genet
Folkwang Universität Essen, Regie Katharina Weishaupt


Es spielen: Sarah Franke, Karolina Horster, Franziska Schlaghecke

Claire und Solange sind die Zofen der Gnädigen Frau. Ihr Leben als stinkende Zierpuppen ertragen sie nur, weil sie abwechselnd und heimlich in die Rolle ihrer Herrin schlüpfen. Kein Tag vergeht ohne dieses lebensgefährliche Schauspiel zwischen leidenschaftlicher Unterwürfigkeit und tief ersehnter Macht. Was als Flucht aus der Wirklichkeit begann, wird zunehmend wirklich, so dass die beiden Schwestern einen folgenschweren Entschluss fassen.

Die beiden Schwestern Solange und Claire sind die Zofen ihrer gnädigen Frau. Täglich entfleihen sie ihrer erniedrigenden Realität in ein makaberen Spiel, indem sie abwechselnd die Rolle ihrer Herrin schlüpfen. Katharina Weishaupt arbeitet in ihrer eng an der Textvorlage von Genet die Beziehungsstrukturen der Schwestern heraus. Ihre Arbeit lebt