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Dark Matters
Dunkle Mächte

Ein Wissenschaftler sitzt an seinem Tisch. Er kreiert ein eigenes Wesen. Doch dieser Dr. Doktor Frankenstein schafft weder einen perfekten Schönling noch eine Bestie sondern eine kleine Puppe von ca. 30 Zentimetern. Vier schwarze Gestalten machen sie lebendig, indem sie sie an Stangen führen. Was zunächst wie ein harmloses Spiel zwischen klein und groß, zwischen Geschöpf und Schöpfer aussieht, verkehrt sich bald in sein Gegenteil: David wird in der Hand seiner vier dunklen Führer übermächtig und erdolcht seinen Erschaffer. Zum Schluss verwüsten die dunklen Gestalten das Zimmer des Wissenschaftlers in einer wilden Kampfszene.
Nach der Pause geht es auf der leeren Bühne mit umgekehrten Zahlenverhältnissen weiter. Nur noch einer der Schatten ist neben fünf Tänzern übrig geblieben. Die Manipulation findet jetzt unterschwelliger innerhalb der Gruppe statt. Hier stößt man sich an, dort fängt man sich auf, hier umfängt man sich, dort lässt man sich fallen, hier reicht man den Arm, dort stoppt man mit dem Fuß. Wie eine große Welle, die immer wieder unterbrochen, abgestoppt, neu angestoßen wird, bewegen sich die Fünf durch den Raum. Die Motive von Kontrolle, Macht, Anregung und Beeinflussung bestimmen diesen zweiten Teil, der einen drastischen Break zum ersten Teil in den Ausdrucksformen darstellt. Zu einem Soundteppich (Musik: Owen Belton), der aus Klängen die Computerspielen und Filmmusiken zusammengesetzt sein könnte, ergänzen sich Breakdance, Slowmotion und Modern Dance zu ausdruckstarken Tanzszenen, die Harmonie und Disharmonie im Mit- und Gegeneinander zeigen, dessen Bildsprache an Action-PC-Spiele erinnert. Alles ist hier fate und fake zugleich, wie einer der Schatten in einer Schrifttafel verrät. Crystal Pite erschuf mit ihrer Compagnie Kidd Pivot eine faszinierende Tanzsprache, die Energie, Präzision, Ausdruck und Schönheit vereint.
Birgit Schmalmack vom 14.5.10