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Porneia, Thalia

Porneia, Thalia

© Kerstin Schomburg

Mit den Waffen der Frau

Porneia, Thalia
Mit den Waffen der Frau
© Kerstin Schomburg
https://www.ndr.de/kultur/buehne/theaterberichte/hamburg/porneia-komoedie-mit-tiefgang-und-gehaltvoller-botschaft,porneia-100.html
https://nachtkritik.de/nachtkritiken/deutschland/hamburg-schleswig-holstein/hamburg/thalia-theater-hamburg/porneia-thalia-theater-hamburg-isabelle-redfern-zeigt-golda-bartons-komoedie-um-die-machtkaempfe-von-frauen
Die Doktorandin Melli (Ruth-Marie Kröger) hat eine klare Haltung zu den Männern. In ihr Bett kommen nur ein gutes Buch und eine Katze. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Femiziden in Literatur und Mythologie. Ihre Freundin Tricia (Diana Marie Müller) geht dagegen keiner direkten Auseinandersetzung aus dem Weg und wird dafür mit Online-Hass und Stalking überzogen. Als sie sich gegenseitig ihr Leid klagen, rufen sie aus Spaß nach den Göttinnen. Und finden sich plötzlich im Olymp wieder. Hier geht es zwar den drei Göttinnen Demeter, Aphrodite und Athene auch nicht viel besser, aber vielleicht ist geteiltes Leid halbes Leid?
Danach sieht es erst einmal gar nicht aus. Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen der fünf Frauen. Aphrodite (Nina Sarita Balthasar) hat nur ein Ziel: Sie will mit ihrer ständig zur Lust bereiten Vulva die Männer verschlingen. Demeter (Oda Thormeyer) erträumt sich neben ihrem spröden Ehemann Zeus eigentlich nur einen süßen, Salsa tanzenden Geliebten und Athene (Riah Knight) will schlicht alles Männliche am liebsten vernichten. Tricia hört und sieht sich alles an, singt und tanzt gerne mit, aber findet bei den etwas altbackenen Göttinnen auf all ihre zeitgeistigen Fragen keine befriedigenden Antworten. Melli erkennt, dass sie mit ihren klaren Prinzipien hier keine Gleichgesinnten finden wird.
So blödeln sich die Fünf in Golda Bartons Stück „Porneia“ durch allerlei Diskurse um Frauenunterdrückung, Frauenverachtung und Frauenhass. Alle von ihnen diskutierten Vorschläge zur Gegenwehr scheinen keinen Erfolg zu versprechen. Sollten sie vielleicht doch mit den Waffen der Frauen in den Kampf ziehen? Dafür scheint sich zum Schluss eine Mehrheit von ihnen begeistern zu können. Radikale Liebe soll es bringen. Gemeinsam wollen sie es mit ihrem alle umarmenden Ansatz, der doch auch die Männer entwaffnen müsste, schaffen. Gut dass sie dabei einen von den guten Männern mitten unter sich haben. Als dieser einmal kurz alleine auf der Bühne ist, versucht er sogar einen Aufruf an die ebenso wohlmeinenden Männer im Publikum. Auf in den gemeinsamen Kampf mit den Frauen! Doch das nützt ihm nichts. Zum Schluss hat Athene auch ihn wie alle anderen Männer in einem Baum verwandelt. Weniger Patriarchat und besseres Klima auf einen Schlag! Erst wenn ein anderer Mann einen Baum umarmen würde, könnte dieser erlöst werden.
Ganz nebenbei werden an diesem Abend auch harte Fakten über die große Zahl an Femiziden in Deutschland eingestreut. Doch es überwiegt auf der schillernd bunten Bühne (Lani Tran-Duc ) eindeutig der Spaß. Es ist eine Komödie mit kritischen Seitenhieben auf das Patriarchat geworden, die Regisseurin Isabelle Redfern hier mit ihrem äußerst spielfreudigen Ensemble auf die Studiobühne im Thalia in der Gaußstraße gebracht hat. Man und frau darf sich also gut unterhalten fühlen.
Birgit Schmalmack vom 2.12.25

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